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Wenn der Weg das Ziel ist

Von Perchtoldsdorf nach Mariazell

Eine wunderbare Wanderung! Wow. Zum dritten Mal bin ich nun schon mit meinem Mann nach Mariazell gewandert. Ein Erlebnis der besonderen Art.

Dort, wo der Anfang ist, denkst du nicht viel darüber nach, dass eigentlich noch 130 km vor dir liegen, mal abgesehen von den Höhenmetern, die auch zu bewältigen sind – und da geht’s hauptsächlich um diejenigen, die es ‚bergauf‘ geht 😉 …

Es ist genauso wie bei einem neuen Projekt oder einem neuen Lebensabschnitt, der für dich beginnt – ein Berufswechsel, Übersiedlung, neue Partnerschaft, … ’selbst ein Weg von 1000 Meilen (oder mehreren tausend Höhenmetern) beginnt mit einem Schritt‘ … du musst einfach nur losgehen 🙂

Du gehst einfach voller Elan ins Abenteuer, hast ein Ziel vor Augen –
und freust dich drauf

Bei dieser Wanderung ist mir einmal mehr klar geworden: das Ziel wird zwar immer im Auge behalten, aber – sowohl die Augen als auch alle anderen Sinne sollten immer offen für den Weg sein. Denn da liegen die Wunder des Hier und Jetzt.

Es gibt so viel zu sehen, zu hören, zu erfahren. Über die wunderbare, unendlich üppige Natur und – über einen selbst. Man lernt sich und seine Grenzen besser kennen, und lernt, über diese Grenzen, die man sich irgendwann selbst gesetzt hat (oder setzen hat lassen), hinauszugehen. Und das ist fein. Und sehr befreiend! Es geht so viel mehr als man denkt. Du hast mehr Kraft und Energie als du dir im Moment vorstellen kannst!
Es geht vor allem darum, auf seinen eigenen Rhythmus zu hören und beizeiten innezuhalten, um wahrzunehmen, welche Schätze der Weg für uns bereit hält, und –weiterzugehen.

Folge deinem eigenen Rhythmus

Wir beide haben festgestellt, dass es für uns am angenehmsten ist, solch eine Wanderung zu zweit anzutreten. Weil wir dabei am besten jeder unserem eigenen Rhythmus folgen können, was ja im Alltag ohnehin beizeiten schwierig sein kann. Und wir sind ein eingespieltes Team :-). Was da heißen soll, dass wir uns gegenseitig auch diesen individuellen Rhythmus zugestehen. Wie schön! Mal schweigend – fast meditativ, dann wieder angeregt plaudernd, mal innehaltend, um besonders eindrucksvolle Landschaftsbilder und Momente zu teilen (und da gab’s viele :-)).

Auf dem urig-rustikalen ‚Unterberghaus‘ sind wir einer sehr netten Pilgergruppe begegnet. Ein Pärchen aus dieser Gruppe feierte abends im Rahmen einer selbst gestalteten Messe den 20. Hochzeitstag in der Bergkapelle nebenan. Wir waren eingeladen, mitzufeiern – sehr berührend, hatten wir doch am selben Tag unseren ’73-monatigen‘ Hochzeitstag ;-).

Wir haben die Tour in 6 Tage aufgeteilt, um nicht hetzen zu müssen, sondern genießen zu können. Auch das war eine weise Entscheidung. Dabei waren drei Tage mit ca. 25 -33 km, und drei Tage zw. 15 und 18 km zu bewältigen. Der letzte Tag war der mit den meisten Kilometern. An diesem 9-Stunden-Wandertag gab es im letzten Drittel eine Weggabelung und wir mussten eine Entscheidung treffen:
nehmen wir den im Moment bequemeren entlang der Hauptstraße, flach aber ziemlich stark befahren und mit hartem Untergrund, oder einen recht steilen, aber ruhigen Weg durch den Wald. Beide entschieden wir uns für den ruhigeren – und freuten uns sehr über diese weitere weise Entscheidung. Man muss ja nicht schnell gehen. Sondern kann immer wieder anhalten, rasten, staunen. Der Lichteinfall auf diesem Weg war teilweise so bezaubernd, dass man innehalten ‚musste‘. Es war schattig, angenehm kühl und ein so weicher Boden unter den Füßen – hmmm.
Oben am ‚Sattel‘ angekommen, weiß man, was man da geschafft hat und fühlt sich glücklich. Juhuuuh! Und dann ist’s nicht mehr weit zum Ziel.

Der ‚Sebastiani-Weg‘, der direkt in den Zielort führt, ist bezaubernd und dann – wow! – dann sieht man von oben bereits die Basilika – hmmm… Auch beim dritten Mal ‚landen‘ hat’s mir die Tränen der Berührung rausgedrückt: Ziel erreicht – ‚gut angekommen‘ – dankbar! – Ohne Blasen, ohne Schmerzen, nur ein leichtes Erschöpft-Sein macht sich breit, in den Beinen ein leichtes Ziehen und selige Müdigkeit. Wie auch bei den ersten beiden Malen des Ankommens läuten die Glocken – wie zu unserer Begrüßung, obwohl wir jedes Mal zu einer anderen Uhrzeit ankommen … :-).

Ganz bewusst ankommen – was für ein Gefühl

Am Platz vor der Basilika ist reges Leben, tolle Stimmung – schöne Energie. Glücksgefühl. Wir halten inne, kommen ganz bewusst an – genießen den schönen ‚Hauptplatz‘. Dann Zimmer beziehen, Gepäck abstellen – Erlösungsdusche 😉 – ab in die Kapelle und Dankbarkeits-Lichter anzünden. Danach ein riesiges, herrliches Abendessen. Am Ziel! – Am Ziel? Ja und nein: morgen geht’s wieder nach Hause – mit der Bahn, ein wunderschöner Ausklang und -> bereits die nächsten Ziele im Visier …

Wir hatten vor Antritt der Wanderung nicht genau gewusst, wie sich die Wege gestalten würden, weil wir auch für dieses Mal die Route ein wenig geändert haben. Aber wir hatten uns riesig drauf gefreut und sind voller schöner Erwartungen losgegangen. Dafür gab’s reichlich Belohnung … eine Erfahrung, die ich von ganzem Herzen weitergebe – das Ziel in freudiger Erwartung anzuvisieren und dabei achtsam zu sein mit all den Schätzen, die auf dem Weg liegen.

Ich wünsche dir seelenvolle, klare Ziele und einen erfüllten Weg dahin – mit wunderschönen Momenten! 🙂

 

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Helga Burian-Ruf
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2 Kommentare

3. Oktober 2016, von Andrea Schmoll

Liebe Helga, vielen Dank für diesen wunderschönen Artikel! So schön beschrieben und wahr: auch im Leben kommt es darauf an, den ersten Schritt zu setzen, zwischendurch mal halt zu machen, um zu staunen und zu geniessen, um dann wieder gestärkt weiter zu gehen. Ich habe bisher noch keine Pilgerreise unternommen, aber deine Zeilen machen große Lust darauf!

Liebe Grüße, Andrea – http://www.fantasticyogalifeproject.at

4. Oktober 2016, von Helga Burian-Ruf

Liebe Andrea, vielen Dank für deine Zeilen! Und jaaa, ich kann so eine ‚Reise‘ wirklich von Herzen empfehlen. Alles Liebe dir!

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